Sie sehen hier Kunstobjekte, die aus Naturmaterial gestaltet wurden, das ich auf meinen häufigen Reisen in der Sahara gesammelt habe. Darin können Sie meine Liebe zur Wüste entdecken, an der ich Sie teilhaben lassen möchte.
Diese Sympathie gilt auch den Beduinen, in deren Mentalität sich die Ausstrahlung der Region widerspiegelt. Sie leben in kleinen Dörfern am Rande der Wüste Südtunesiens. Diese sind umgeben von Oasengärten, in denen Datteln, Granatäpfel, Gemüse und Gras für ihre Tiere angebaut werden. Ziegen, Schafe, Hühner manchmal auch ein Dromedar sind zusammen in von Palmenwedeln begrenzten Sandterrains untergebracht. Webarbeiten, wie Teppiche und die traditionellen Wollumhänge, werden auf selbst gebauten Webstühlen herstellt, die im Freien nur wenige Zentimeter über den Boden gespannt sind.
Die ehemaligen Nomaden leben in Großfamilien zusammen. Auch heute backen sie ihr Brot oft noch im Sand und kochen nicht nur den üblichen Tee auf einem offenen Feuer vor ihren Hütten.
Diese Menschen haben mich ungewöhnlich nahe kommen lassen. Ich erlebte, über was sie lachen und unter was sie leiden. Ich plauderte mit den alten Menschen, ließ mich von ihnen umarmen und erhielt ihre Freude über meinen Besuch.
Die meisten Beduinen sind so reich an Lächeln und Zufriedenheit, so voll von Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft. Sie können ihre Gesichter nicht verstellen. Man kann in ihnen jedes Gefühl ablesen. Auf Grund ihrer natürlichen Neugierde an dem Leben jenseits der Natur musste ich immer viele Fragen beantworten.
Ich durfte mit mehreren Beduinenfamilien für ein paar Wochen in der Stille der Wüste leben. Keine Straßen, keine Wasserleitungen und keinen Strom! Dafür gab es Eselskarren und Dromedare, wohl schmeckendes Essen, erfrischendes Brunnenwasser und jeden Abend ein warmes Feuer. Das Holz dazu wurde in der scheinbar kargen Wüste gesammelt, in der es doch immer wieder blühende Sträucher und Blumen gibt.
In dieser Gemeinschaft habe ich verstanden, dass es eine grandiose Fähigkeit ist, mit nur wenig Besitz auszukommen. Denn die ehemaligen Nomaden zogen einst durch die Wüste, um ihren Tieren immer wieder neue Futterplätze zur Verfügung zu stellen. Persönlicher Besitz war auf das Lebensnotwendige beschränkt, um den Transport zu erleichtern.
Meine Liebe zur Einfachheit des Daseins habe ich in den Exponaten ausgedrückt, die Sie hier sehen können.
Seit der Schulpflicht in Tunesien musste dieses Naturvolk seine vertraute Lebensform aufgeben und sich in der Zivilisation zurecht finden. Wenn man in einer Hütte lebt, braucht man vor Ort Futter für die Tiere. Das muss angebaut oder gekauft werden. Wenn Kinder in die Schule gehen, benötigen sie Schulmaterial und bestimmte Kleidung. Diese Dinge müssen bezahlt werden. Wenn man in einem Dorf, statt direkt in der Natur lebt, kann man nur mit Hilfe eines Berufes seine Familie ernähren. Die Fähigkeiten eines Beduinen in der Wüste zu überleben, wird in der Gemeinschaft der Halbnomaden nicht als Leistung benötigt, für die man einen Lohn auszahlt. Auch die Erzeugung von Feldfrüchten, Tierprodukten oder Handwerksartikel findet kaum einen Absatzmarkt, weil sich dadurch jede Familie zu ernähren versucht.
Oft habe ich erlebt, dass die Beduinen mit ihren Kompetenzen von jenen Tunesiern nicht anerkennt werden, die seit vielen Generationen in der Zivilisation leben. Der Mangel an Anerkennung zeigt sich unter anderem darin, dass sie unversichert für einen Hungerlohn für Reiseagenturen als Guides arbeiten, während die Angestellten der Agenturen versichert sind und sich ihre Organisation gut bezahlen lassen. Doch die beduinischen Familien haben häufig nicht einmal genug Geld, um sich einen Arzt zu leisten. Dabei geben sie Wüstenreisenden aus Europa in der unbekannten Weite des Sandes ein Gefühl von Sicherheit, stehen Tag und Nacht für sie zur Verfügung und teilen mit ihnen ihre Freude an der Natur.
Ich hatte mich ehrenamtlich für Anliegen der Beduinen engagiert, transportierte gebrauchte Kleidung, unmoderne Haushaltsgeräte, Werkzeuge und vieles mehr nach Südtunesien. Ich organisierte für kleine Gruppen individuelle Reisen, machte auf die Schönheit der Wüste in Europa aufmerksam und begleitete Touristen, die die Wüste kennen lernen wollten. Bei diesen Reisen wurde die Arbeit der Guides direkt und angemessen bezahlt.
Mit dieser Ausstellung möchte ich nicht nur meine Liebe zu dieser Region mit Ihnen teilen, sondern auch darauf aufmerksam machen, dass es dort Menschen gibt, die es wert sind, in ihrem Existenzkampf unterstützt zu werden.
Gerne stehe ich Ihnen persönlich zur Verfügung, wenn Sie mehr über die Beduinen wissen möchten oder auch Sie einen Aufenthalt in der Wüste erleben wollen.


